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Prairie-Saloon (1966) - Goldrausch in Horse City

Prairie-Saloon (1966)

Goldrausch in Horse City

 

In den 1960er Jahren erfreuten sich Western insbesondere in Westdeutschland überaus großer Beliebtheit. Die Karl-May-Filme von Horst Wendlandt wurden zu Kassenschlagern und mauserten sich bald zu einer der erfolgreichsten Filmreihen der Nachkriegszeit. Auch im Fernsehen sprang man auf den Zug auf, wo Lotar Olias‘ Western-Musical „Prairie-Saloon“ gleich dreimal adaptiert wurde. Die letzte (und damit neueste) Fassung ist nun auf DVD erschienen.

„Der Schatz im Silbersee“ hatte 1962 ein ganz eigenes Filmgenre hervorgebracht, den Teutonen-Western, der von Horst Wendlandt (1922-2002) mit internationalen Kinostars an illustren Schauplätzen im damaligen Jugoslawien produziert wurde. Pierre Brice (1929-2015) wurde in der Rolle des „Winnetou“ zum Publikumsliebling, die Karriere des Franzosen spielte sich danach fast nur noch in Deutschland ab, wo er bis ins hohe Alter noch in Boulevardkomödien auf der Bühne stand. Für Lex Barker (1919-1973) waren die Karl-May-Adaptionen ein letzter Rettungsanker, nachdem seine Hollywood-Karriere auf einer Talsohle angekommen war. Auch er wurde daraufhin vor allen Dingen in Deutschland regelrecht vergöttert. Noch vor „Der Schatz im Silbersee“ produzierte der ORF ebenfalls im Jahr 1962 unter der Regie von Hermann Lanske einen Fernsehfilm, der das Westernambiente in Form eines Musicals mit den Melodien von Lotar Olias (1913-1990, „Heimweh nach St. Pauli“) und den Texten von Heinz Wunderlich (1907-1990; „Der schönste Mann von der Reeperbahn“) für die Flimmerkiste aufbereitete und offensichtlich ebenfalls schon einen Nerv traf. „Prairie-Saloon“ wurde in den folgenden zwei Jahren noch zwei weitere Male fürs Fernsehen umgesetzt, auf die Version von Ilo von Jankó mit Eckart Dux im Jahr 1964 folgte schließlich 1966 Hans Heinrichs (1911-2003; „Drei Damen vom Grill“) Fassung, die nun von Pidax auf DVD zugänglich gemacht wurde.

Jimmy (Gerd Vespermann) und Claire (Violetta Ferrari) reisen mit der Kutsche nach Horse City. Noch bevor sie ihr Ziel erreichen, werden sie von Indianern und der Gangstertruppe um Skip (Rainer Brandt), Butch (Reinhard Kolldehoff) und Pinky (Peter Schiff) angegriffen. Dennoch gelingt es den beiden Greenhorns, halbwegs unbehelligt im Prairie-Saloon von Mary Pennywater (Loni Heuser) einzutreffen. Dort werden die beiden argwöhnisch überwacht, zumal in Horse City ein noch unbekannter „Killer“ sein Unwesen treibt, der schon ein halbes Dutzend Männer auf dem Gewissen hat. Der Sheriff (Albert Venohr) ist keine rechte Hilfe, da er immer viel zu tief ins Glas schaut. Just in diesem Moment kehrt nach zwei Jahren auch David Baker (Fritz Eberth) zu seiner Familie zurück, denn er hat endlich das Gold gefunden, nach dem er so lange gesucht hatte. Skip und seine Kompagnons versuchen natürlich, an die edlen Klumpen zu gelangen, aber die Neuankömmlinge sind gar nicht so harmlos und naiv, wie es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Lilli (Beate Hasenau), der Star im „Prairie-Saloon“, sorgt mit ihren schmissigen Songs und Showeinlagen für gute Laune, bis sich die anwesenden Cowboys mit Prügeleien und Schießereien gegenseitig das Leben schwermachen.

Dieser „Prairie-Saloon“ von Hans Heinrich ist ein erstaunliches filmisches Kuriosum, da es in Schwarz-Weiß und größtenteils gemalten Dekorationen in einer Zeit entstand, als auf der Kinoleinwand die Karl-May-Helden bereits in Eastmancolor durch die schroffen Felsformationen des kroatischen Plitvice ritten. Noch dazu wird hier immer wieder gesungen, schließlich handelt es sich hier ja um ein „Western-Musical“. Die Songs dürfte kaum mehr jemand im Ohr haben, aber Olias‘ Melodien sind eingängig genug, dass man auf seine Kosten kommen kann. Zumal die Songs von talentierten und gestandenen Theatergrößen wie Beate Hasenau, Gerd Vespermann oder Violetta Ferrari dargeboten werden. Auch die Nebenrollen sind mit namhaften Charakterstars besetzt, die ebenfalls darüber hinweghelfen, dass die Handlung so dünn wie Pauspapier und das Ganze eher eine Bühnenshow als ein Genrefilm ist.  Wer nicht mit den falschen Erwartungen an diese Rarität aus den Archiven des ZDF herangeht, dürfte ganz passabel unterhalten werden. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein akzeptables Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das noch einige Verunreinigungen und Altersspuren aufweist. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist gut zu verstehen, Extras sind keine mit aufgespielt.

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